Termine
- April 2021
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Visions du réel International Film Festival Nyon
Nominierung im Film Market - März 2020
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Deutsch-Französischer Journalistenpreis 2020
Nominierung in der Kategorie Audio - 08.06.2019
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Ausstrahlung
Deutschlandfunk Kultur - Juni 2019
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Ursendung
WDR Radio - 06.06.2019
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Öffentliche Uraufführung
Lange Nacht der Ideen
DFJW, Deutsch-Französisches Jugendwerk
Berlin-Mitte
Die Passage
Ein Radio-Feature von Sandrine-Lou Jorand
Von Solidarität und Migration in den Alpen zwischen Italien und Frankreich
Westlich von Turin gibt eine Passage zwischen den französischen und italienischen Alpen. Ein Ort der Migration seit Jahrhunderten. Dort ist es das Ende des Winters, aber noch nicht ganz Frühling. Die Bergen stehen sehr stolz da, fast als würden sie glänzen.
Grün, grau und braun sind die dominanten Farben. Auf den Gipfeln gibt es noch Schnee: weisse, Flecken in dieser ruhigen Gegend, westlich von Turin, in den Alpen zwischen Italien und Frankreich. 400 Kilometer schneebedeckte Pisten, auf denen die Skifahrer wie jedes Jahr von Sauze d’Oulx über Sestriere bis Montgenèvre die Berge geniessen. Ein wunderschönes Skigebiet. Doch wer genauer hinschaut, sieht nicht nur Urlauber in den Bergen.
An diesem Ort, besonders in Montgenèvre, flüchten Menschen nach Frankreich, um dort ein besseres Leben zu finden. Zwei Jahre haben sie gebraucht, um von Westafrika diese Passage zu erreichen. Meistens nachts laufen sie die Berge hoch, um der Grenzpolizei zu entkommen. Von ortskundigen Anwohnern werden sie aus den gefährlichen Situationen abgeholt, gepflegt und beherbergt.
Im Radio-Feature hören wir AktivistInnen und Einwohner, die von ihrem Engagement, ihrem Gefühl der Solidarität und ihrem Wunsch nach einer gerechteren Gesellschaft für alle Europäer erzählen.
Autorin und Regisseurin: Sandrine-Lou Jorand
Das Radio-Feature ist eine WDR-Produktion 2019
Redakteurin: Leslie Rosin
Assistentin: Katarina Schnell
Übersetzerinnen: Chiara Forlani und Katharina Joy Book
Ton: Olaf Dettinger — Studio X.1
Radio-Feature hören
Ausschnitte
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Jean-Gabriel Ravary
Es ist ein Gefühl der Bruderschaft. Wenn wir in den Bergen Zeugen eines Unfalls werden, helfen wir, ziehen das Seil, schieben.
Wir kümmern uns nicht darum, ob jemand weiß oder schwarz ist.... Wir denken nicht mehr in Grenzen. Die Berge gehören niemandem.
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Isabelle Hart
Ich bin eine Person, die im Geschehen sein will, als Psychologe muss und will ich wirklich mit diesen Menschen in Kontakt bleiben, ihnen alles geben, was ich kann. Das Beste ist vor Ort zu sein.
Es ist nur wenig, aber wir sehen Menschen, die mit einem Lächeln auf den Gesichtern gehen und die für eine Weile getröstet sind. Das ist es, was ich tun kann. Ich tue es so gut ich kann. Es berührt mich auf menschlicher Ebene.
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Elena
Sieben Stunden lang war Mathieu durch die Berge unterwegs.
Er verlief sich, verlor Schuhe und Socken im Schnee. Also ging er barfuß weiter.
Im Krankenhaus dachten sie, sie müssten die Füße amputieren. Aber dann haben wir es mit meinen Freunden zusammen geschafft, mit Medikamenten und allem, was wir zusammen tun konnten. Er war ein starker 20-jähriger Junge, ein Athlet, der Ball spielte. Also war er im guten körperlichen Zustand, muskulös. Sein Körper konnte sich wieder erholen.
News
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Juli 2020
Frankreich wird vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen unmenschlicher und entwürdigender Lebensbedingungen für Asylsuchende […] und einer Behandlung aus der ein Mangel an Respekt für ihre Würde spricht verurteilt.
Juli 2020
Zwei Beamte der französischen Grenzpolizei werden im Strafgericht in Gap (französischen Alpen) wegen Gewalttaten und Unterschlagung von Mitteln gegenüber Migranten verurteilt.
September 2021
Das Berufungsgericht in Grenoble hebt die Entscheidung der ersten Instanz auf, in der die "7 von Briançon" wegen Beihilfe zur Einreise und zum Verkehr von Personen ohne legalen Aufenthaltsstatus verurteilt wurden.
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Oktober 2021
Der Verein " Refuges Solidaires " beschloss, seine Aufnahmeaktivitäten in den Terrasses Solidaires vorübergehend und symbolisch zu unterbrechen, da sich zu viele Personen vor Ort befanden. Es waren über 200 Personen anwesend, obwohl die Sicherheitskommission eine Höchstzahl von 60 Personen festgelegt hatte.
November 2021
Die parlamentarische Untersuchungskommission über "Migration, Bevölkerungswanderungen und die Lebensbedingungen und den Zugang zu Rechtsansprüchen von Migranten, Flüchtlingen und Staatenlosen im Hinblick auf die internationalen Verpflichtungen Frankreichs" hat ihren Bericht vorgelegt und erklärt, dass Frankreich eine staatliche Misshandlung und Ächtung von Menschen im Exil betreibt.
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April 2022
Der Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) urteilt, dass ein Mitgliedstaat gemäß dem Grundsatz der Bewegungsfreiheit innerhalb des Schengen-Raums keine Kontrollen an seinen Binnengrenzen für einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten wieder einführen darf, es sei denn, es tritt eine neue Bedrohung auf, die sich von der vorherigen unterscheidet. In Frankreich führen die Behörden seit November 2017 systematisch alle sechs Monate die Kontrollen an den Binnengrenzen mit der Begründung einer terroristischen Bedrohung wieder ein.
Mitwirkende
Helfer der Migranten
Nathalie Bini, Ärztin der NGO Rainbow for Africa
Maria Delfilippi,
Jean-Gabriel Ravary, Bergführer
Pauline Rey, freiwillige Helferin im Zufluchtshaus
Isabelle Hart, Psychologin der NGO Médecins du Monde
Marie-Laure de Séverac, Ärztin der NGO Médecins du Monde
Elena Pozzallo, Aktivistin
Landwirt in den Alpen
Daniele Bermond
Stimmen
Ilka Teichmüller: Erzählerin
Merle Wasmuth: Nathalie Bini und Pauline Rey
Caroline Schreiber: Maria Delfilippi und Marie-Laure de Séverac
Robert Dölle: Jean-Gabriel Ravary
Hüseyin Michael Cirpici: Daniele Bermond
Jele Brückner: Isabelle Hart
Hildegard Meier: Elena Pozzallo.
Web-Design: designerei
Typografie: SP38
Schauspieler:innen — Stimmen im Radio-Feature
Kommentare über die Sendung
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Robert Dölle, Schauspieler:
Die Sendung ist wirklich sehr schön geworden, sehr eindrücklich. Die Erzählerin, Ilka Teichmüller, begleitet Einen wirklich sehr gut durch die Geschichte. Wirklich toll.
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Bärbel Hohenwaldt, Hörerin
Danke für diese gute Arbeit. Alle Personen im Feature sind deutlich plastisch gezeichnet, die Gespräche nachvollziehbar montiert; Atmosphären und O-töne sehr dicht. Nichts bleibt abstrakt. Die hintergründe, Nöte und konflikte sehr überzeugend und real beschrieben.
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Massimo Maio
Die Sendung ist ein gutes Beispiel dafür, wie durch die Erzählung einer ganz bestimmten Geschichte an einem spezifischen Ort etwas über große gesellschaftliche Fragen verhandelt wird. Sie vermittelt eine sehr menschliche Haltung.
Filmhörstück
Sandrine-Lou Jorand: Autorin vom Audio, Regisseurin vom Ton und Bild. Produktion SonArt
SP38: Street-Art
Katrin Eissing: Kamera, Schnitt, Bildkomposition
Das Filmhörstück Die Passage folgt dem Ton in gleicher Weise wie die Musik in den Filmen. Es ist eine Musik, ein diskretes, leichtes, schwebendes Bild, das den Klang in den Vordergrund stellt.
Das Format, Filmhörstück, wurde von Sandrine-Lou Jorand und Katrin Eissing in Rahmen ihrer Zusammenarbeit
entwickelt.
Lange Nacht der Ideen
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Am 6. Juni 2019 im Rahmen der Langen Nacht der Ideen vom Auswärtigen Amt wurden die Sendung und der Film öffentlich beim Deutsch-Französischen Jugendwerk präsentiert.
Fotos: Katrin Eissing